Warum lerne ich MQL4 und was habe ich davon?
Viele Dinge tut man, weil man sich daran gewöhnt hat. Zähne putzen und vor dem Schlafen die Schuhe ausziehen ist etwas, worüber man nicht mehr nachdenkt. Es ist zur Gewohnheit geworden, das zu tun. Bei vielen anderen Dingen allerdings ist das nicht ganz so einfach. Beispielsweise kann man Salat essen wollen, Salat kaufen und den Salat eine Woche später völlig verwelkt in den Müll werfen obwohl man weiß, warum man das essen wollte und wofür das gut ist. Viele Dinge funktionieren nicht - oder jedenfalls nicht immer und oft hängt das von der Tagesform des jeweiligen Menschen ab. Ich habe beispielsweise nach einem langen Arbeitstag keine Lust, abends um 11 Uhr noch konzentriert irgendwelche Berechnungen anzustellen - und genau dann kommt es zu Problemen mit der Konzentration
Heuristiken - warum mein Gehirn für Trading nichts taugt
Wikipedia erklärt den Begriff "Heuristik" mit der Kunst mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen. Theoretisch eine schöne Idee, ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, daß ich beim Trading immer mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu schlechten Lösungen gekommen bin - und das nach bestem Wissen und Gewissen. Leider ist der Mensch nur in der Lage eine begrenzte Anzahl von Daten zu verarbeiten und das führt zwangsläufig zu Fehleinschätzungen - vor allen Dingen bei Müdigkeit, unter Streß oder Zeitnot.
Messbare Kriterien - statt unangemessener Schätzungen
Für viele Menschen ist ganz viel 1 fast ein bischen 2 und Wunschdenken kann die eigene Interpretation von einem Kursverlauf so stark beeinflussen, daß man sich zwei Tage später fragt, was zum Geier man denn an dem Tag getrunken hatte, als man genau diesen einen Verlust-Trade eröffnet hat. Viele Leute sind sehr unzufrieden mit ihren Trading-Ergebnissen und ich glaube, das liegt daran, daß man als Mensch konsequent immer die falschen Tradingentscheidungen trifft wenn man versucht den Kursverlauf zu interpretieren und aufgrund von "gesundem Menschenverstand" zu traden. Fast jeder Trader, den man danach fragt gibt zu, daß der Markt immer im exakt richtigen Moment in die exakt falsche Richtung dreht, wenn man das versucht. Ein automatisches Forex Handelssystem, oft auch als Forexbot bezeichnet, kann völlig emotionslos darauf warten, daß genau das exakt definierte Signal auftritt und wird geduldig notfalls auch Wochen darauf warten, daß aus der 1 eine 2 wird - ohne ungeduldig zu werden und mit "Wunschdenken" zu traden.
Ruhig schlafen - statt sich Sorgen um offene Positionen zu machen
Wer kennt nicht das Gefühl, ins Bett gehen zu müssen obwohl man glaubt, über Nacht signifikante Geldverluste zu riskieren? Natürlich kann man vor dem Schlafen noch einen Stop-Loss setzen - aber flexibel auf unterschiedliche Marktsituationen reagieren kann man nicht. Das führt - zumindest bei mir - dazu, daß man im Bett liegt und darüber nachdenkt, ob man geöffnete Positionen vielleicht doch besser geschlossen oder angepasst hätte. Solche Grübeleien rauben mir den Schlaf und darum bin ich froh, daß mein Handelssystem mit MQL4 in der Lage ist, dynamisch auf veränderte Marktsituationen zu reagieren - auch wenn ich tief und fest schlafe.
22 Devisenpaare gleichzeitig überwachen - statt immer nur auf ein falsches Chart zu starren
Als ich noch diskretionär getradet habe ist mir das ständig passiert: Ich sehe mir Chart A an und während ich auf eine Bewegung warte findet in einem anderen Währungspaar gerade eine Kurs-Schwankung statt, von der ich hätte profitieren können. Selbst mit einem leistungsschwachen Notebook oder Netbook lassen sich 22 Devisenpaare gleichzeitig und rund um die Uhr handeln - ohne Einstiege oder Ausstiege zu verpassen, die den eigenen Handelskriterien entsprechen.
Kostenlose Programmierumgebung - statt teurer Feeds und Softwarelösungen
Ich habe auch einmal mit dem Ninja-Trader und Ninjascript gehandelt und dort zahlt man als Trader zusätzlich zu den Gebühren, dem Swap, dem Spread und den Transaktionskosten für Ein- und Auszahlungen auch noch für den Datenfeed und die Programmierumgebung. Damals dachte ich, das sei ein Zeichen für gute Qualität (frei nach dem Motto: "Was nichts kostet, das ist auch nichts..") aber ich habe mich da getäuscht. Der Metatrader und er Metaeditor sind für die automatisierte Trading-Programmierung mindestens genau so gut - meiner Meinung nach sogar besser geeignet und helfen dem Trader zusätzlich seine Kosten pro Trade zu senken weil sie gratis sind.
Eigenes Handelssystem nach eigenen Regeln - statt Forexbot von der Stange
Es gibt sie massenweise im Internet: Die fertigen Lösungen, die problemlos viele hundert Prozent Gewinn erwirtschaften. Einfach einmal ein paar Hundert Euro investieren und schon läuft der Trading-Profit auf das eigene Bankkonto - oder doch nicht?
Ich glaube, Tradingbots sind das Trading-Equivalent zur Anti-Aging Creme: Man kann problemlos viel Geld für zweifelhafte Ergebnisse ausgeben - und da das so viele Leute tun ist auch das Angebot so groß. Ein eigenes Handelssystem zu programmieren hingegen bedeutet Arbeit, Zeitaufwand und Mühe. Wer will das neben seiner täglichen Arbeit noch abends lernen, während der Rest der Familie vor dem Fernseher sitzt?
Trotzdem bleibe ich bei meiner Aussage: Ich könnte kein System aushalten, das nicht nach meinen eigenen Vorstellungen funktioniert. Niemand kann meine Liegestütze für mich machen, damit ich mehr Muskeln bekomme oder für mich gesünder essen, damit ich abnehme. Alles hat seinen Preis und beim Trading gehört für mich dazu, Bücher zu lesen, Fehler zu machen und eigene Lösungen zu finden.
Das El Dorado für Trader
Es gibt nicht viele Menschen, die das Zeug dazu haben sich im Trading zu behaupten. 90 Prozent aller Trader verlieren ihr Geld innerhalb des ersten Jahres. Ich habe mittlerweile über ein Jahr Livetrading mit dem Golden Goose System und echtem Geld überstanden und ich bin stolz darauf, mein System nicht manipuliert zu haben und nach meinen eigenen Regeln erfolgreich gehandelt zu haben. Einen BMW kaufen kann jeder, aber nur wenige Menschen können sich am Markt behaupten. Und die Trader, die gut darin sind und eine lanfristig profitable Strategie entwickeln können, verdienen das Geld, welches die anderen 90 Prozent verlieren. Natürlich kostet das Zeit, Mühe und Willenskraft und es kann auch einige Zeit dauern bevor man Ergebnisse sieht - aber diese Zeit würde sowieso vergehen, auch wenn man nichts tut! Für mich ist Trading eine potenzielle Möglichkeit, Profite dort zu machen, wo es Geld im Überfluss gibt - an den Devisenmärkten.
Mein eigenes Handelssystem
Ich selbst trade ein einfaches Trendfolgesystem mit Equity-Stop, welches auf dem Golden Goose Baukasten aufbaut und pro Mikrolot zwischen 150 und 200 Euro Equity erfordert. Ich kaufe, wenn der Trend über 10080 Minuten long ist und verkaufe wenn er short ist. Ich bin bereit bis zu 90 Prozent DrawDown zu akzeptieren um einen prozentual größeren Profit bei kleinerem Tradingkonto zu ermöglichen Bei meinem Echtgeldkonto kommt dabei folgendes Ergebnis heraus
Und obwohl jeder, der die Ergebnisse sieht glaubt, dieses System selbst traden zu wollen weiß ich, daß das in der Praxis kaum jemand durchhalten würde. Denn spätestens wenn der DrawDown zu groß, die Tradingabstände zu lang oder der Quartalsprofit zu klein wird, dann wird jeder menschliche Trader sein System "verbessern" wollen - und sei es auch nur aus Langeweile. Trading ist Psychoterror...
Fazit
Trading ist nichts für jedermann. Viele Leute haben es schon versucht, die meisten Leute sind daran gescheitert und der Wettbewerb hört niemals auf - denn auf der Gegenseite zu jeder Position steht immer ein Trader, der fest daran glaubt, daß genau das Gegenteil passieren wird, was ich denke. Aber ich denke, das genau ist die Herausforderung dabei. Einen Weg zu finden, wie man das System schlagen kann, von dem alle Experten sagen, es sei für Privatleute nicht zu schlagen.
Ein paar Fragen zum Schluss
- Warum wird der überwiegende Teil aller Finanztransaktionen am Markt von profitorientierten und rennomierten Institutionen durchgeführt?
- Wer würde seinen Fertig-Tradingbot verscherbeln, wenn er langfristig Profite erwirtschaftet?
- Warum gibt es so viele - wirklich teure - Hochfrequenzhandelssysteme?
- Warum verbindet man die Wallstreet mit Reichtum und Profit?
- Wenn Trading Glücksspiel ist, warum agiert die Deutsche Bank nicht in Las Vegas?
- Warum sind gute Seminare und Bücher zum Thema Trading immer so teuer?