Trading Psychologie – Erkenntnisse einer Verlustwoche

Mein Handelssystem fährt Verluste ein - und ich mache Gewinne und fühle mich schlecht dabei...

Trading ist Psychoterror. Lag ich mit dem Double Trader über drei Wochen ganz gut und Anfang November noch im Plus, ging es seit Sonntag Abend steil bergab. Die Tradingwoche hat schwach angefangen und dann stark nachgelassen. Auf allen zehn Kurspaaren gibt es erhebliche Verluste zu verzeichnen. Obwohl der Double Trader auf einem Demokonto läuft, ärgert mich das. Aber es gibt auch positive Neuerungen. Nachdem ich auf meinen eigenen Ratschlag gehört und mein Echtgeldkonto an die Ergebnisse des Double Traders angeglichen habe, liege ich damit seit heute gegen 15 Uhr wieder gut im Gewinnbereich. Noch habe ich die Verluste der letzten Woche nicht vollständig ausgeglichen und natürlich kann der Markt jederzeit drehen und wieder gegen mich laufen. Und so stellt man sich wieder die alten Fragen. Bei einem Initialrisiko von 30 punkten und zehn gehandelten Währungspaaren, sollte ich da meinen Gewinn nicht mitnehmen? Oder warte ich auf den Trailing Stop? Der liegt 30 Punkte oder mehr hinter dem aktuellen Kurs. 10 * 30 = 300 Punkte. Kann ich mir 300 Punkte Verlust leisten? Wieviel bin ich bereit, von meinem "Gewinn" wieder abzugeben? Und so schwebt der Mauszeiger nicht selten über dem Script, welches alle offenen Trades schließen würde. Und was dann? Höre ich auf für heute? Oder für wie lange sollte ich aufhören. Und wenn ich wieder einsteige, wann wäre der richtige Zeitpunkt um wieder anzufangen?

Was macht der Markt als nächstes?

Die Glaskugel für die künftige Kursentwicklung könnte helfen. Da ich gelernt habe, dass man die besten Antworten bekommt, wenn man aussergewöhnliche Fragen stelllt, frage ich mich an der Stelle, was ich tun würde, wenn ich diese Glaskugel hätte. Ganz klar: ich würde mit maximalem Einsatz handeln, um den Gewinn zu maximieren. In dem Moment, an dem der Kurs dreht, würde ich meine Positionen ebenfalls drehen. Um das zu tun, müsste ich ein Retracement (also eine kurzfristige Kurskorrektur) von einer Kursumkehr unterscheiden können. Optisch lässt sich das nur dann bewerkstelligen, wenn man die Entwicklung der letzten Kursperioden betrachtet. Okay, wieviele Kerzen muss ich also betrachten, um eine Kurskorrektur von einer Trendwende unterscheiden zu können? Wie groß dürfen die Kerzen sein? Selbst wenn meine Glaskugel sagt: "Es geht runter" kann ich ohne eine solche Definition nicht wissen, ob es nicht in zehn Minuten wieder hoch geht. Selbst wenn ich weiß, dass der Kurs für die nächsten drei Tage steigt, kann ich trotzdem Verluste machen, wenn meine Stopps ausgelöst werden. Und selbst, wenn der Kurs gegen mich läuft, kann mein automatisches Handelssystem nach dem Auslösen der Stopps einen neuen Trade in die richtige Richtung auslösen, der mir mehr einbringt, als ich verloren habe. Was immer ich tue, mir fallen immer Gründe dafür oder dagegen ein.

Mein Lösungsansatz für Gewinnmitnahmen sieht derzeit ganz einfach aus

Ich bin überzeugt, dass die technische Analyse die beste Grundlage für ein automatisches Handelssystem ist. Warum denke ich das? Ganz einfach, weil bei der technischen Analyse klare Regeln für einen Trend, einen Einstieg, einen Trailinstop usw. existieren, die man programmieren kann. Diese Regeln sagen klar, dass bei einem aufsteigenden Trend das letzte Tief nicht unterschritten werden darf. In der Praxis kommt das häufig vor. Immer wenn das diese Woche passiert ist, ist mein Stop Loss ausgelöst worden. Da sich meine Equity aus den offenen Trades der zehn Währungspaare und dem verbleibenden Kontoguthaben zusammensetzt, macht es für mich Sinn, eine ähnliche Regel auch für Gewinnmitnahmen zu nutzen. Im Klartext möchte ich Gewinne immer dann realisieren, wenn der aktuelle Wert aller offenen Trades das letzte Tief unterschreitet. Nehmen wir einmal an, der Metatrader zeigt einen Gewinn von 100 Euro für alle offenen Positionen an. Danach sinkt der Wert auf 90 Euro. Kurz darauf, steigt der Gesamtgewinn auf 120 Euro, um dann auf unter 90 Euro abzusinken. In dem Fall möchte ich, dass bei Unterschreitung der 90 Euro-Marke alle Trades geschlossen werden.

Fazit: Ein Equitystop muss her!

Genau wie die Notbremse für die Erlaubnis zur Eröffnung neuer Trades durch eine erforderliche Mindest-Equity begrenzt wird, möchte ich Gewinne auch über eine Variable mitnehmen, die den Wert des letzten Equity-Tiefpunktes als Auslöser nutzt, um alle offenen Trades zu schliessen.

Die Kurzfassung davon wäre:

Wenn letztes Gewinntief unterschritten dann Close all trades. Programmiertechnisch dürfte die Umsetzung nicht allzu schwer werden...