Die Psychologie spielt beim Forex-Handel eine große Rolle
- Was ist besser, ein kleiner Gewinn, oder ein kleiner Verlust?
- Wann höre ich auf zu traden?
- Wieviel Gewinn ist genug für einen Handelstag?
- Welche Eingriffe in mein System führen immer wieder zu Verlusten?
- Wieviel kostet mich meine fehlende Disziplin heute?
Diese Fragen stelle ich mir immer und immer wieder. Denn beim Handel mit Devisen gibt es keine Ziellinie, kein Tor und kein Abseits. Niemand sagt Dir, wenn Du gewonnen oder verloren hast, wann Du aufhören sollst oder wie Du es immer wieder schaffst, genau zum richtigen Zeitpunkt die falsche Entscheidung zu treffen.
Trading ist Psychoterror
Zumindest ich habe immer und immer wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Das was ich will, gibt es nicht. Ich möchte risikolos ausschließlich Gewinne machen und sicher sein, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Sicherheitsbewußtsein, dass uns bereits von Kindesbeinen an anerzogen wurde, stellt (zumindest für mich) die größte Hürde zum erfolgreichen Trading dar. Mein Verstand und meine Gefühle sorgen immer wieder dafür, dass ich im passenden Moment die falsche Entscheidung treffe.
Ein klassischer Fehler
Es ist 14:27 Uhr. Wieder einmal sehe ich meine Positionen komplett ins Minus laufen. Bereits in den vergangenen Wochen habe ich immer wieder festgestellt, dass zu bestimmten Tageszeiten Dinge passieren, die überhaupt nicht zu meiner Vorstellung von einem stabilen Trend passen. Nachdem alle Positionen restlos durch den Stop Loss ausradiert worden sind und mein Tagesverlust die emotional akzeptable Grenze schmerzhaft übersteigt, habe ich kurze Zeit später das bekannte Gefühl, den Verlust wieder hereinholen zu können. Ein paar beherzte Klicks mit der Maus und schon sehe ich den Markt konsequent in die Gegenrichtung laufen, um mich erneut mit weiteren Verlusten zu beglücken. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass jemand auf der anderen Seite des Bildschirms nichts besseres zu tun hat, als die komplette Börse auf Zuruf in die Richtung zu drehen, die mir gerade am meisten schadet.
Forexhandel ist total einfach!
Der Schlüssel zum Erfolg beim Forex ist ganz einfach. So vermittelt ein von mir sehr geschätzter Trainer die Erkenntnis, dass der Einblick ins Orderbuch vor jedem durchgeführten Handel einen Vorteil bietet, der dem Wissenden ermöglicht, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen. Ein anderer Trainer lehrt, dass es allein auf die richtige Positionsgröße ankommt und man auch mit dem Wurf einer Münze den Einstieg in den Markt wählen könne. Schließlich könne niemand die Zukunft bestimmen. Jeder Spezialist hat sein Rezept. Der eine handelt mit Tages-Charts und Candlesticks, der andere betreibt extremes Scalping auf dem Minuten-Chart und manche Trader setzen auf Langzeit-Trends und lassen sich von Kurslücken oder Pivot-Punkten inspirieren. Jeder der Experten ist überzeugt von seiner Methode, sonst würde er sie nicht benutzen, oder?
Meine Meinung: Es funktioniert nur, wenn die Psyche mitspielt!
Ich denke, der Grund für Erfolg oder Misserfolg ist die Fähigkeit, genau die Regeln zu erstellen, die es jedem Trader ermöglichen, ruhig zu schlafen, sein System nicht zu boykottieren und optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die passende Handelsstrategie ist wie das persönliche Lieblingsessen oder der perfekte Urlaubstag davon abhängig, was im Gehirn des Traders vorgeht und wie er sich dabei fühlt. Ich persönlich fühle mich nur dann wohl, wenn ich ein automatisiertes System betreiben kann, bei dem ich überzeugt bin eine positive Langzeitbilanz bei einem geringen Einsatzrisiko erwirtschaften zu können. Meine Einsätze sind so klein, dass sie mir nicht weh tun. Aber es hat ein komplettes Jahr gedauert, bevor ich meinen Metatrader Expert Advisor eine komplette Nacht in zehn Währungspaaren durchhandeln ließ, ohne wach zu liegen oder um drei Uhr nachts den Stecker zu ziehen. Auch wenn der Double Trader seit dem 8.10. stabil läuft, ohne mich in den Ruin zu treiben würde ich Blut und Wasser schwitzen, wenn ich eine Null an meine Lot-Größe anhängen müsste.
Ein altes aber gutes Beispiel
Wenn jemand Dir zwanzig Euro dafür bietet, über ein auf der Wiese liegendes Brett zu laufen, würdest Du es tun? Natürlich. Hohe Belohnung, einfache Aufgabe, geringes Risiko. Sobald man das Brett aber zwischen die Flachdächer zweier Hochhäuser legt, denkst Du im Traum nicht daran, das zu tun. Das Gewinn/Verlust/Risikoverhältnis stimmt einfach nicht. Trading ist für mich genau wie ein Brett zwischen zwei Flachdächern. Allerdings kann ich durch meinen Einsatz die Höhe bestimmen, aus der ich abstürze wenn ich mich irre.
Meine Lösung für einen ruhigen Schlaf als Trader
Ich habe in mein System eine Handelssperre eingebaut, die ich dynamisch anpassen kann. Im Klartext bedeutet das: Ich gehe vor dem Abschluß eines Handelstages meine offenen Positionen durch und entscheide mich für oder gegen einen Handel über Nacht. Fast immer entscheide ich mich dafür. Denn ich habe eine Equity-Notbremse etabliert, die verhindert, dass mein Double Trader nachkauft, wenn ein bestimmtes Guthaben unterschritten wird. Somit ist mein Maximalverlust begrenzt auf alle Trades, die noch offen sind, wenn diese Summe unterschritten wurde. Da ich einen initialen Stop Loss von derzeit 30 Pips nutze, lässt sich der mögliche Totalverlust einfach errechnen. Als weiterer Indikator dienen mir meine Testsysteme, die teilweise deutlich aggressiver handeln als mein Echtgeldkonto.
Meine Formel für die gesunde Nachtruhe eines Traders
Übersteigt Möglicher Verlust aller offenen Trades + Möglicher Verlust aller potenziell noch möglichen Trades die jeden Tag anders gefühlte persönliche Schmerzgrenze, dann greifen wir zum Script close-all-orders.mq4 von Matias Romeo
Wenn ich hingegen zu einem positiven Ergebnis gekommen bin, lasse ich in der Regel mein System beruhigt über Nacht weiterlaufen und ERWARTE am Morgen einen Totalverlust in der berechneten Höhe vorzufinden. Oft werde ich positiv überrascht...